So, nachdem ich ja versetzt wurde und sich keiner mehr gemeldet hat, habe ich mir einfach gedacht, das kann ja nicht alles sein und im Internet findet man ja bekanntlich alles.
Ich bin auf einigen Seiten gewesen, welche mir aber nicht so ganz zusagten. Mal fand ich die Philosophie nicht so ansprechend, mal waren es die Bilder der Seite. Blöd gelaufen – für mich.
Nach zwei Tagen Suche, bin ich dann auf eine Seite gestoßen, die mich angesprochen hat. Mit der Geschichte dahinter und mit den Bildern.
Da stand etwas von sanfte und nette Art einem Pferd etwas beizubringen. Oh, das hörte sich nach dem an was ich möchte.
Versteht mich nicht falsch, ich bin bestimmt nicht die, die ihr Pony mit Wattebäuschen bewirft, aber ich hasse Dauerdruck und es kann mir auch keiner erzählen, dass es Pferde gibt, die dadurch langhaltig lernen, was man von ihnen möchte.
Jedenfalls wollte ich nicht schon wieder mit Dauerdruck arbeiten, damit ich mein Pony reiten und lenken kann.
Entweder auf die nette Art, bzw. auf Hilfen die nach und nach reduziert werden können, oder gar nicht. Da ich das Reiten aber sehr gerne mag und der festen Überzeugung bin, dass es auf diese Art und Weise gehen kann, habe ich Anna eine sehr lange, verwirrte, aber ehrliche Mail geschrieben.
Ich habe ihr mein Herz ausgeschüttet mit den Problemen die ich habe und mit dem was ich wollte.
Und, wir ihr euch denken könnte, kam da dann sogar eine Antwort. Eine nette Antwort und nicht eine nach dem Motto: Die Alte hat eine Klatsche.
Ein bisschen musste ich auf meine erste Stunde warten, da Anna noch im Mutterschutz war. Aber, ich meine, wir können uns ja auch anders beschäftigen denn, zu diesem Zeitpunkt, hatte ich das Gefühl nicht reiten zu können, also macht man anderen Döhnkes.
Als der Tag des Unterrichts gekommen war, hab ich mich erst einmal schön in der Zeit verschätzt und bin noch nicht fertig gewesen, als Anna auf den Hof kam.
Nun, dann blieb beim Satteln noch etwas Zeit ein paar Sachen über das Plüsch und mich zu erzählen und Fragen von beiden Seiten zu klären.
Was mir sehr gut gefällt ist, dass Anna eine sehr ruhige und freundliche Art hat Dinge zu erklären, dabei aber klar formuliert, was sie sich vorstellt und mich persönlich an meine Grenzen treibt.
Nach jeder, dieser bis jetzt drei, Reitstunden hatte ich immer das folgende Gefühl:
Verdammt, hätte ich gewusst wie anstrenget das ist, es richtig machen zu wollen, dann hätte ich es mir anders überlegt.
Nein, natürlich nicht.
Das richtig Reiten und so wie ich mir das vorstelle, mir einen Muskelkater aus der Hölle beschert, war vorher klar. Und auch wenn die Tage danach aus Schmerzen bestanden und ich die Treppen teilweise nun langsam hochgekommen bin, so hatte ich Freude.
Ich lerne wirklich etwas und das Wichtigste, reiten macht mir wieder spaß. Sieht zwar noch nicht schön aus, aber es macht doch mehr spaß als in den Wochen davor, weil ich langsam wieder verstehe was ich da tue.
Jemand sagte mal zu mir: Du muss doch einfach nur fühlen, was da unter dir los ist, dann wird es ganz leicht.
Hölle noch mal.
Ja, reiten heißt fühlen.
Ja, natürlich muss man das Pferd spüren, sonst kann man keine Einheit werden, die für einen Außenstehenden Reiten leicht aussehen lässt.
Ja, man muss alles in seine Wahrnehmung einfließen lassen, was da mit seinem eigenen Körper und dem des Pferdes passiert.
Aber, ich muss doch erst einmal wissen und verinnerlichen was ich da fühlen soll.
Wie soll ich denn etwas benennen können, was ich vorher noch nicht gespürt habe?
Ist es so richtig, oder muss es sich doch anders anfühlen?
Schummelt er da mal wieder mit seien Hinterbeinen?
Muss der Hals so weit abgestellt sein, oder schummelt er dann sich wieder einen zurecht?
Wie muss es sich anfühlen, wenn ein Pferd gerade auf gebogenen Linien ist?
Diese ganzen Gefühle kenne ich nicht, habe sie nie benannt bekommen und wenn doch, dann habe ich diese leider verdrängt.
Wenn Herr Plüsch im Tölt auf der Vorhand latscht, dann fühlt es sich für mich ganz falsch an. Das Pony fällt für mein Gefühl nach Vorne und wird so für mein Gefühl vorne tiefer und hinten höher, aber das ist ja auch nur mein Gefühl, so wie ich es beschreiben würde, ob das so richtig ist, kann ich nicht sagen.
Ja, schon okay, mittlerweile habe ich gelernt, dass mein Gefühl mich nicht trügt. Er latscht voller Elan auf der Vorhand, ist ja auch einfacher und nicht so Kräfte zerrend, wie es gesünder und klüger wäre sich auf die Hinterhand zu setzen.
Aber was ich mit diesen ganzen Worten und Gefühlen sagen möchte: Ich muss viele Gefühle erst noch kennen lernen und dazu benötige ich jemanden mich exakt in dem Moment aus meiner Blase holt und mich fragt, ob ich das gefühlt habe. Dann kann ich Gefühl und Bild miteinander abspeichern. Ich benötige zu dem Gefühl ein Bild, damit ich mir selbst trauen kann.
Jetzt schweife ich doch mal wieder ab…
In den drei Stunden, haben wir unter anderem Schultervor und wie wir Kreise gebogener reiten, gelernt.
Das ist gar nicht so schwer, wenn man weiß, was man machen muss, (jedenfalls in der Theorie) und das Pony mit macht. Der weigert sich aber etwas sehr sich zu biegen, denn das ist ja anstrengend und wenn Mutti das die letzten Jahre nicht wollte, muss das jetzt auch nicht mehr sein.
Falsch gedacht, Moppelpony, denn jetzt, in der Blüte deines Lebens, geht es erst richtig los und gib es zu, mittlerweile macht es dir sogar Spaß. 😉
Ich tu mich noch etwas sehr schwer mit meinen Schultern und Hüften, was da doch eher den Hauptteil beim Reiten ausmacht. Zum Glück sitze ich nicht wie ein Affe auf dem Schleifstein.
Nach der ersten Stunde hatte ich ein Bild, wie das Zügelmaß richtig wäre, ohne dass ich das Gefühl haben muss, das es zu eng wird. Und, ich versuche es auch immer weiter umzusetzen.
Manchmal bin ich auf andere Sachen zu konzentriert, sodass meine Hände von alleine aufgehen. Ich denke, dass es einfach eine Übungssache ist, genau wie alles andere auch, aber ich brauch da wohl noch ein bissel Unterstützung.
Ich drehe mich in Schulter und Hüfte zu wenig und frage mich dann immer, warum das Pony mir über die Schulter abhaut. Jetzt habe ich eine Erklärung dafür und etwas was ich dagegen tun kann, nur fällt mir das auf einem Zirkel zu spät ein.
Diese Koordination ist etwas schwer für mich umzusetzen, weil ich mich leider noch nicht auf alles konzentrieren kann und irgendwas bleibt immer auf der Strecke.
Anna ist da sehr geduldig mit mir. Sie wird nicht müde mich immer freundlich an diese Sachen zu erinnern und mir noch etwas mehr aus meiner Komfortzone zu holen, aber niemals so, dass ich mich absolut unwohl fühle.
Natürlich muss ich über meinen Schatten springen und wenn das Pony mich durch seine Schiefe auf eine Seite setzt, die völlig falsch ist, dann muss man auch mal den Mut haben, sich vollkommen beabsichtig schief in den Sattel zu setzen. Gut, bei dieser Aktion hab ich erst einmal einen Lachanfall bekommen, weil es sich super merkwürdig angefühlt hat wie ich da im Sattel saß.
Um mal einen Schluss zu finden, wie ich noch mit dem Hund raus muss, bevor ich meine nächste Unterrichtsstunde habe.
Ja, ich habe wirklich gefunden was ich gesucht habe. Anna unterrichtet mit dem Maß an Druck, den ich mir wünsche und auch vorstelle, der nicht zu viel und nicht zu wenig ist.
Sie erklärt gut und wird auch nicht müde, mich immer daran zu erinnern, was ich vergessen habe, ohne viel zu viel zu verlangen.
Das ich da, wenn ich alleine arbeite, einen Teil nicht umsetzten kann, weil ich mich in dieser Situation nicht an alles erinnere und meine Bilder noch nicht gefestigt habe, da kann sie ja wahrlich nichts für.
Es spricht wohl für sich alleine, dass ich seit Anfang der Reitstunden, fast jede Gelegenheit zum Reiten und Verbessern genutzt habe. Es macht mir wieder spaß, weil ich jetzt wieder ein bisschen mehr weiß, was ich da tue. Sei es nur eine kleine Runde im Geländer mit Abschnitten im Schultervor oder Volten auf der Straße. Das Schultervor ist besser gelungen als die Volten, denn da muss ich mich nicht an so viel erinnern und gleichzeitig einsetzten.
Der nächste Bericht folgt und wird dann wohl nicht soooo lang wie dieser.
Für die Suche nach Unterricht könnt ihr euch gerne mal bei Herzenspferd die Checkliste anschauen.
Bei Pferdeflüsterei gibt es Tipps wie man eine gute Reitstunde erkennen kann.
Und bei Lehrmeister Pferd ist das eigene Gefühl (wie bei mir) beschrieben, denn der perfekte Reitlehrer kann immer ein anderer sein, denn genauso wie unsere Pferde, sind wir individuell.