Das Schicksal hat uns eine neue Einstallerin beschert. Mit ihren drei Stuten zog sie ein. Ich muss sagen, zu ihr und ihrem Mann kann man nur nett und herzlich sein, denn genau das sind sie auch.
Nun im Laufe der Zeit kommt man natürlich ins Gespräch, warum auch nicht, es fällt ja leicht, weil man eine Verbindung hat. Daraus ergab sich, dass Adriana Bereiterin, Reitlehrerin, Tierkommunikatorin und Tierheilpraktikerin ist.
Auch wenn ich oft taktlos bin und schneller rede als ich denke, habe ich meine Idee etwas reifen lassen, außerdem muss man den Menschen ja erst mal kennenlernen um ein Gefühl zu haben, dass man zusammen passt und auch zusammen arbeiten kann.
Jemand der nicht die Gedanken wie ich hat und mir die Sachen nicht anschaulich erklären kann, bringt mich nicht so weiter wie ich mir das wünsche.
Könnten wir zusammen arbeiten?
Das praktische an Menschen, die mit Tieren arbeiten ist ja, dass diese so tollen Visitenkarten haben, auf denen auch die Adresse zur Website steht und man dadurch hemmungslos stalken kann um herauszufinden, was es für Angebote gibt, wie der Mensch tickt und wonach bzw. womit er arbeitet. Schon bei zwei Sätzen war ich begeistert, aber ich lasse mich ja manchmal recht schnell begeistern. Der erste Satz war:
Merke dir auf allen Wegen: „Reiten lernt man nur durch fegen
Meine ersten Reitjahre habe ich mir mit fegen verdient. Ich war einfach glücklich, wenn ich auf einem Pferd drauf saß oder es auch nur führen dürfte. Pferde sind da nicht so wie Menschen, sie haben keine Vorurteile.
Wer nur reitet und es nicht lernen will, sollte hier beschließen mich nicht zu kontaktieren, denn inzwischen fehlt mir die Zeit mich mit „Pferdbenutzern“ zu beschäftigen.
Der zweite Satz hat mich sehr angesprochen, denn ich will lernen, ich will wissen warum das so geht und was es für Auswirkungen hat. Was ich für Fehler gemacht habe und wie ich diese vermeide. Was es noch für Möglichkeiten gibt und wie alles zusammen hängt.
Sollte ich mich trauen?
Auch wenn ich begeistert war von dem was ich gelesen habe, habe ich mir ein paar Tage Zeit gelassen. Nachgedacht, ein bisschen hier überlegt und etwas da abgewogen. Aber wie es nun mal so ist, hab ich mich dann getraut, ihr meine Gedanken geäußert und gefragt ob es in ihren Zeitplan passt. Ihre Antwort war ja und somit war es perfekt, dass ich Urlaub habe, so konnten wir gleich am nächsten Tag anfangen.
Da ich jetzt vorrangig erst einmal etwas für die Bodenarbeit lernen möchte, bekomme ich drei Tage hintereinander Unterricht und dann in regelmäßigen Abständen. Mal schauen wann wir so weit sind um vom Rücken aus Unterricht zu bekommen, aber da wir Zeit haben und jetzt erst der Winter kommt, nehme ich es gelassen.
Der Anfang.
Zuerst durfte ich beim Arbeiten eines Pferdes aus dem Nachbarstall zuschauen, dabei habe ich schon eine kleine Einführung bekommen. Das Pferd ist fürs Voltigieren gekauft worden, was bedeutet, dass es nicht gerade klein ist. Als er da noch so in seiner Box stand, war es für mich eine annehmliche Größe, wenn man sonst viel mit Ponys zu tun hat, aber als er da aus der Box kam, fiel mir ein, dass die ja abgesenkt sind und so stand da ein Pferd mit einem Stockmaß von über 1.80m vor mir. Ich habe mich echt verdammt klein daneben gefühlt und ich bin 1,75m. Ich bin, mittlerweile, lieber bei meinen Ponys. Die sind überschaubar.
Wofür sind die Rückenmuskeln da?
Was passiert im Pferd, wenn es sich bewegt?
Welche Übungen helfen?
Was wird damit angesprochen?
Welche Auswirkungen haben sie?
Hoch interessant für mich, denn ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Innereien des Pferdes versuchen an der Wirbelsäule vorbei zu schwappen und die Rückenmuskeln dies verhindern. Erst wenn sie gekräftigt werden, können sie sich auf andere Arbeiten konzentrieren, zum Beispiel einen Menschen zu tragen. Ich muss mich da wohl noch mal etwas mit der Anatomie und Biomechanik eines Pferde auseinander setzten.
Herr Plüsch stellt sich vor.
Natürlich hat Adriana das Pony schon öfter gesehen, aber ich wollte eine Einschätzung die ich mir im Kopf abspeichern kann. Bilder und Gefühle speichern hilft mir.
Meine Bedenken, dass das Pony schlechte Rückenmuskeln hat und zu dick ist, konnte Adriana gleicht zerstreuen. Aber etwas aufgebläht ist er. Das könnte erklären, warum er, egal was wir machen einfach nicht abnimmt, also seine Kugel nicht kleiner wird. Von Natur aus hat er ja schon sein Bäuchlein, aber das wurde zwischendurch auch immer mal wieder kleiner und dann durch das Gras wieder dicker.
Da sie sich in solchen Sachen auskennt, hat sie mal an ihm gerochen und meinte das er säuerlich riecht. Ich muss gestehen, ich habe als sie weg war auch mal eine Schnupperprobe genommen und nix gerochen, aber vielleicht merke ich den Unterschied, wenn er wieder auf dem normalen Säurelevel ist.
Jetzt bekommt er Fenchel-Anis-Kümmeltee in sein Trinkwasser, damit er mal ordentlich pupsen kann und dann vielleicht nicht mehr so viel Spannung in seinem Bauch hat. Das tut ihm bestimmt auch etwas weh, vor allem wenn dies der Grund ist, der seinen Rücken nach unten zieht. Vier Wochen soll er das trinken und dann schauen wir mal, ob es geholfen hat. Damit ich sehen kann ob es etwas bringt, habe ich jetzt mal ein Band genommen, um die dickste Stelle gelegt und abgeschnitten. Wenn ich mein Tier so häufig sehe, dann fällt es mir leider nicht auf, dass sich etwas geändert hat.
Nun aber zu dem was Dich vermutlich interessiert 😉
Welche Arbeit bekommt Herr Plüsch jetzt?
Angefangen haben wir im Stand um sein Genick zu lockern. Ich muss den Kopf am Kappzaum auf höhe seines Buggelenks bekommen, das ist die richtige Position. Danach muss ich seine Kopf nach Links und Rechts stellen. Nach Links geht es bei ihm sehr einfach und ohne wirkliche Gegenwehr, also dass er nicht versucht sich raus zu hebeln. Nach Rechts ist das schon ein kleines Kunststück, aber es lehrt mich, einfach ruhig zu bleiben, die Übung noch mal von Vorne zu beginnen bis sie so ist, dass es passen sollte.
Danach sollte ich Kreise gehen. Ich habe wohl vergessen anzumerken, dass ich keine Kreise, Achten oder sonstige Runde Dinge gehen kann. Das kann ich einfach nicht koordinieren. Adriana meint, das lerne ich noch. Ich bin gespannt. Nun sollte ich mit dem Pony also Kreise laufen und dabei darauf achten, dass sein inneres Hinterbein in die Spur zwischen den beiden Vorderbeinen kommt. Wenn das innere Hinterbein weit nach vorne tritt, anhalten, das Pony etwas biegen und leicht vom Kopf bis zur Kruppe wippen lassen und das dann auch auf der anderen Hand.
Ich war fasziniert und voller Input. Fasziniert, mit was für kleinen Bewegungen ich dieses Pony wippen lassen kann und dass er das auch noch mit sich machen lässt. Schön finde ich daran auch, dass ich mich wirklich nicht mehr rausreden kann mit dem schlechten Wetter oder anderem, denn man kann es im Stand machen und dafür reicht der Putzplatz vor seiner Box.
Für eine detaillierte Anleitung kannst Du gerne Unterricht bei Adriana nehmen, denn die hat dafür viel gelernt und ich muss, da ich ja nun schon den dritten Tag mit ihr gearbeitet habe sagen, jeden Cent wert.
Teil III folgt, denn es kommt immer etwas Neues hinzu.
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